Wärmepumpe – wie am besten investieren? Wie versichern?
Liebe Leserin und lieber Leser,
vor einiger Zeit ging das Thema Wärmepumpenklau durch die Medien. Es entpuppte sich schnell als Ente. Laut Stiftung Warentest gibt es nur einzelne Diebstähle, einige Landes¬kriminal¬ämter vermuten, die Vorfälle könnten zunehmen. Es bleibt die Frage, ob und wie man sinnvoll in eine Wärmepumpe und deren Versicherung investiert.
Dazu habe ich mit unserer Energieberaterin Claudia Lachnit und dem R+V-Finanzberater Marlon Jänsch aus unserem genossenschaftlichen Verbund gesprochen.
Maxine Nael Berens: Liebe Frau Lachnit, was spricht für das Heizen mit Wärmepumpe?
Claudia Lachnit: Eine klare Frage, auf die es keine einfache Antwort gibt (lacht). Wärmepumpen eignen sich ausgezeichnet bei allen Immobilien, die gut gedämmt sind und in denen die Heizung mit niedrigen Vorlauftemperaturen betrieben wird. Das erreicht man durch Flächenheizungen, zum Beispiel bei Fußboden, Wand, und Deckenheizungen – und wenn große Heizkörperflächen eingebaut sind. Bei Neubauten ist dies der Fall. Bei älteren Häusern und Wohnungen ist die Umstellung auf Wärmepumpe komplexer.
Maxine Nael Berens: Warum genau?
Claudia Lachnit: Sie müssen es sich so vorstellen. Eine Wärmepumpe funktioniert wie ein umgekehrter Kühlschrank. Die Wärmepumpe entzieht Wärme aus der Luft, dem Erdreich oder dem Wasser und macht sie als Heizenergie nutzbar. Hierzu benötigt sie elektrische Energie. Wärmepumpen verbrauchen 1 Kilowattstunde Strom, um zwischen 2,5 und 4,5 Kilowattstunden Wärme bereitzustellen. Optimal arbeiten die Pumpen mit Vorlauftemperaturen von 30° Celsius, dann kann das Verhältnis von erzeugter und verbrauchter Energie bei 4,5:1 liegen.
Maxine Nael Berens: Was ist, wenn mein Haus älter ist?
Claudia Lachnit: Ältere Heizanlagen werden oft mit 70° Grad Vorlauftemperatur betrieben, das liegt u.a. an den kleinen Heizkörpern. Im Extremfall ist das Verhältnis hier 1 zu 1, es läuft also permanent Strom, um die Wärme zu erzeugen. Das ist unökologisch und kann sehr teuer werden. Rüstet man ältere Häuser mit Wärmepumpe aus, sollte man also besonderen Augenmerk auf die Heizkörper legen. Durch eine Heizlastberechnung erkennen Fachleute, welche Heizkörper man austauschen bzw. vergrößern sollte.
Ein ebenso wichtiger Faktor ist die Wärmedämmung rund um die Immobilie! Die neue Wärmepumpe kann dann kleiner und günstiger dimensioniert werden und muss nicht so oft laufen. Dies garantiert einen strom- und damit kostensparenden Betrieb der neuen Wärmepumpe. Der individuelle Sanierungsfahrplan wird dann noch wichtiger.
Auch eine Hybridheizung, also eine Kombination mehrerer Heizungen, beispielsweise Solar oder Ofen eingebunden in das Heizsystem oder eine Kombination aus Gas-Brennwert und Wärmepumpe, oder, oder, oder…
Das alles sind im Bestand gute Möglichkeiten. Und natürlich Photovoltaik, um die Stromkosten, durch den selbst produzierten Strom aufzufangen. Solche Vorhaben sind wirklich komplex, auch in Bezug auf die Förderung.
„Gut beraten lassen,
nie voreilig investieren!“
Maxine Nael Berens: Worauf muss ich bei der Förderung achten?
Claudia Lachnit: Noch erhalten Bestandshäuser 30 bis 35 % Förderzuschüsse für die Umstellung auf eine Wärmepumpe. Schon 2024 gelten deutlich höhere Fördersätze von 30 bis 70 %. Auch die Förderung der Dämmung der Gebäudehülle soll nächstes Jahr auf 30 % steigen!
Die CO2-Abgabe wird aller Voraussicht nach von Jahr zu Jahr deutlich höher. Das macht konservative Heizungen immer teuer und spricht für die Umstellung auf eine Wärmepumpe. Das Thema Heizung ist komplex, es gibt keine allgemein geltenden Tipps.
Mein Rat ist: Haben Sie die gesamte Immobilie im Blick und lassen Sie sich unabhängig beraten, bevor Sie die erheblichen Investitionen einer Wärmepumpe angehen. Auf jeden Fall bis 2024 warten.
Maxine Nael Berens: Herr Jänsch, nun hat man teuer investiert und dann wird die Wärmepumpe geklaut. Was kann man tun?
Marlon Jänsch: Ich betreue viele Kundinnen und Kunden. Persönlich habe ich noch nicht erlebt, dass der Diebstahl von Wärmepumpen ein Thema wurde. Es hat mich auch noch niemand gefragt, wie man eine Wärmepumpe versichert.
Außerdem ist die Wärmepumpe in vielen Fällen bereits versichert. Steht die Anlage im Haus, ist sie mit der Gebäudeversicherung abgedeckt, so wie die anderen Gebäudeteile auch. Steht die Anlage draußen, unterscheiden wir zwischen Außeneinheiten, die direkt am Haus angebracht sind. Auch diese sind als Zubehör des Hauses automatisch mitversichert. Steht die Einheit alleine im Garten, so wie ein Gartenhaus, dann gilt sie als Grundstücksbestandteil.
Für die R+V Versicherung kann ich sagen, dass wir Grundstücksbestandteile in der Gesamtsumme mit bis zu 30.000 Euro mitversichern. Eins muss man aber wissen! Die Gebäudeversicherung erstattet bei Schäden durch Strom, Leitungswasser, Hagel oder Elementarschäden. Diebstahl kennt sie nicht.
„Noch ist die Zusatzversicherung
eine Ausnahme.“
Maxine Nael Berens: Man muss also die Wärmepumpe extra versichern?
Marlon Jänsch: Will man Schutz gegen Diebstahl oder auch Vandalismus und Graffiti, dann ja. Wir bieten solche Zusatzbausteine an. Für die Wärmepumpe kann man in 2.500er-Schritten einen Zusatzschutz kaufen. Man muss sich auch klarmachen, dass eigentlich nie die ganze Anlage gestohlen wird, sondern die viereckige Box, die mehr oder weniger leise oder laut dröhnt.
Maxine Nael Berens: Was raten Sie?
Marlon Jänsch: Heute ändern sich die Versicherungen und gesetzliche Anforderungen teilweise jährlich. Es gibt erhebliche Differenzen bei der Deckung. Ich würde das Thema im Rahmen eines Checks meiner Gebäudeversicherung klären. Wir, die R+V, gelten beispielsweise als sehr fairer Schadenregulierer. Darauf kommt es für Hausbesitzende letztlich an.
Maxine Nael Berens: Lieber Herr Jänsch, liebe Frau Lachnit, ich danke Ihnen für Antworten, die sicher viele von uns betreffen.
Marlon Jänsch: Gerne.
Claudia Lachnit: Sehr gerne.
Maxine Nael Berens, Plattformmanagerin voba4home, Volksbank Kassel Göttingen
Marlon Jänsch, Finanzberater, R+V Versicherung
Claudia Lachnit, Architektin und Energieberaterin, Volksbank Kassel Göttingen
Telefon: 0561 7893-0
E-Mail: dialog@voba4home.de
PS: Mit voba4home bündeln wir das Angebot rund um Immobilien unserer Volksbank Kassel Göttingen. Wir möchten Ihnen alle Dienstleistungen bieten, die Sie für Ihre Fragen und Projekte brauchen. Wir sind sehr gerne für Sie da!